Der mit 11´000 Euro dotierte Hauptpreis für das beste Drehbuch einer/eines österreichischen Autors geht an “South Of Pico” von Ernst Gossner.
Jurybegründung
Die Jury hat sich die Entscheidungsfindung nicht leicht gemacht und eine hitzige und kontroverse Diskussion geführt. Und ganz wie es sich für eine Drehbuch-Jury gehört, hat vor der Sitzung keines der Mitglieder die fertigen Filme gesehen. Die Entscheidung wurde also wirklich aufgrund der Bücher getroffen.
24 Stunden, 5 Geschichten und 1 Katastrophe. Mit seinen kraftvollen und plastischen Figuren, denen man bewegt durch die emotionalen Wechselbäder eines Tages folgt, läuft die Geschichte auf einen unerwarteten und verstörenden Höhepunkt zu. Das Buch überzeugt, weil es trotz einer abgründigen Fragestellung, Figuren und ihre Lebensumstände in all ihrer lebendigen Ambivalenz darstellt. Die Figuren kämpfen und scheitern und gerade deshalb kommen sie uns so nahe. Der Preis geht an SOUTH OF PICO von Ernst Gossner.
Jury
Alexandra Kordes (Produzentin, Kordes & Kordes Film, Berlin)
Karin Koch (Produzentin, Dschoint Ventschr Filmproduktion, Zürich)
Torsten Schulz (Drehbuchautor, Professor für praktische Dramaturgie, Berlin/Potsdam)
Nominiert waren noch die beiden Drehbücher Import Export von Ulrich Seidl & Veronika Franz sowie Revanche von Götz Spielmann.
Der erste Förderpreis für einen Spielfilm von mindestens 20 Minuten Länge geht an Das gefrorene Meer von Lukas Miko.
Jurybegründung
Mit dem Drehbuch „Das gefrorene Meer“ ist es dem Autor Lukas Miko gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die durch ihre Prägnanz und Dichte herausragend ist. Sie zieht den Leser in die Welt seines Protagonisten, eines kleinen Jungen, hinein und lässt ihn nicht mehr los.
Marcos Vater ist Pilot. Und Marco wünscht sich, dass sein Vater zu Hause auf ihn wartet, wenn er heimkommt. Der Wunsch geht zwar in Erfüllung, aber Marco erkennt dabei auch, dass die Beziehung seiner Eltern kriselt. Und bald muss sein Vater schon wieder weg, wie so oft. Marco hegt einen Verdacht und folgt seinem Vater. Bis am Ende alles ganz anders ist als es bisher war.
In wenigen Strichen zeichnet der Autor Lukas Miko emotionale Dichte, zeigt Beziehungen und legt den Blick auf die Abgründe im Familienalltag frei. Die Sehnsucht eines Kindes nach Geborgenheit in einer Familie, nach einer funktionierenden Elternbeziehung wird subtil und extrem realistisch erzählt. Sie trifft den Leser dadurch umso heftiger. Am Schluss wird nicht nur die Welt des Jungen auf den Kopf gestellt, sondern auch die des Lesers, der plötzlich – ganz im Stil der traditionellen Definition einer Novelle – mit einer „unerhörten Begebenheit“ konfrontiert wird, die einen auch nach dem Lesen des Drehbuchs nicht mehr loslassen will.
Der zweite Förderpreis geht an Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin von Libertad Hackl und Lena Kammermeier.
Jurybegründung
Die Autorinnen Libertad Hackl und Lena Kammermeier siedeln ihre Geschichte „Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin“ in einem Un-Ort, einem Niemandsland an. Im grenznahen tschechischen Einkaufszentrum „Excalibur City“, wo eine geschmacklose Welt voller künstlicher Erlebnisse und billigem, schnellem Konsum vorgetäuscht wird. Drei Geschichten treffen dort aufeinander, die verschiedener nicht sein könnten. Eine Familie, in der das pubertierende Adoptivkind Lin ihren Platz sucht.
Eine alleinerziehende Mutter, die ihre kleine Tochter während ihrer Arbeit im Einkaufszentrum unterbringen muss und ihre Sehnsüchte verdrängt. Ein in Paris lebender Tscheche, der auf der Durchreise eine alte Jugendliebe wieder trifft.
Alle Figuren sind auf der Suche: Nach einer Familie, einem besseren Leben und nach der Liebe.
So groß diese Themen auch sind, so wenig pathetisch werden sie mit einem genauen und realistischen Blick auf die Figuren erzählt. Die Autorinnen konzentrieren sich auf die kleinen Gesten, in denen sich menschlichen Sehnsüchte zeigen und beobachten ihre Personen beim Kampf um ein einfaches Gefühl, nämlich endlich irgendwo einmal angekommen zu sein. Die vor allem in einem Kurzfilm herausfordernde episodische Erzählform meistern die Autorinnen gekonnt durch ein durchgehendes Thema, das durch die kluge Auswahl des Handlungsortes verstärkt wird: Der Mensch auf der Suche nach einer Heimat, nach einem Ort, wo man endlich bleiben möchte. Ein Ort, an dem die Figuren aber noch nie gewesen sind.
Jury
Michou Friesz (Schauspielerin, Wien)
Ines Häufler (Dramaturgin, Wien)
Michael Kreihsl (Regisseur & Drehbuchautor, Wien)