Thomas Pluch Drehbuchpreis 2010

 
Hausner
Gschlacht

Jessica Hausner gewinnt den Hauptpreis


Jessica Hausner ist Preisträgerin des mit 11.000 Euro dotierten Thomas Pluch Drehpuchpreises 2010.

Nominiert waren die drei Bücher Lourdes (Jessica Hausner), Unter Strom (Uli Brée, Zoltan Paul) und Der Kameramörder (Agnes Pluch, Robert Adrian Pejo, Günter Pscheider).
Das Drehbuch zu Lourdes überzeugte die internationale Jury, bestehend aus Andrea Willson, Pepe Danquart und Peter Simonischek, auf allen Ebenen.

Jessica Hausner konnte den Preis nicht persönlich entgegen nehmen, an ihrer Stelle bedankte sich Martin Gschlacht, Kameramann von Lourdes, für die Auszeichnung.

 

Jurybegründung


Wir haben ein Buch gewählt, dass eine Erwartung erfüllt, die man immer wieder hat, wenn man die erste Seite eines Drehbuches aufschlägt, nämlich die, dass die Geschichte sich auf mehreren Ebenen entfaltet:
Zuerst auf der Ebene der Geschichte, die in diesem Buch akribisch recherchiert ist und die Autorin es schafft, eine wahrhaftige und authentische Welt zu erschaffen, die dem Leser das Gefühl vermittelt, selbst dort gewesen zu sein. Eine Welt in der die psychologische Subtilität bis in die kleinste Nebenrolle überzeugend ausgearbeitet wurde.

Das Buch funktioniert ebenfalls auf einer metaphorischen Ebene, auf der über Hoffnungen, Erwartungen, Enttäuschungen, Neid und Ungerechtigkeiten im gesellschaftlichen Miteinander reflektiert wird.
Die Jury würdigt auch die überraschenden Wendungen im Buch, die spektakulär sind und trotzdem den klischierten Erwartungen entkommen. Die Geschichte ist vor allem im Kleinen groß erzählt.
Feinfühlige Momente dominieren in der Erzählweise. Zum Beispiel im berührend verschämten Umgang mit den ersten Anzeichen des Wunders, die shakespearehaft anmutende Einführung der drei alten Damen, die prosaische Abgeklärtheit der kirchlichen Wunderverwaltung bis hin zu einer glaubwürdig zarten Liebesgeschichte, die wie es sich für eine gute Liebesgeschichte gehört, schlecht ausgeht.


 

Thomas Pluch Förderpreise 2010

 
Woschitz
Eleta
Schwingenschuh

Förderpreise an Thomas Woschitz, Jasmina Eleta und Anna Schwingenschuh


Der erste Förderpreis im Wert von 5.500 Euro geht an Thomas Woschitz für Universalove. Dr. Barabara Fränzen überreichte im Namen des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur die Urkunde.

Mercedes Echerer, Jurysprecherin der nationalen Jury, bestehend aus den beiden weiteren Mitgliedern Hilde Berger und Thomas Baum, verlas die Begründung:

 

Jurybegründung Universalove


Mit leichter Hand führt uns der Autor zu Schauplätzen in ferne Städte, auf verschiedene Kontinente. Die Verirrungen und Verwirrungen von Liebenden – sozusagen in aller Welt , ihre Mühen, Hoffnungen und Niederlagen werden ineinander verwoben, verdichten sich zu starken Momenten inniger Begegnung, um sich schließlich wieder in Leichtigkeit zu lösen.

Das Drehbuch besticht durch sein erzählerisches Konzept, das musikalischen Formen folgt. In sechs geschickt ineinander verschränkten Episoden lässt der Autor jedes seiner Liebespaare in einem eigenen Bilderkosmos agieren. Die Abwechslung der Orte verspricht einen großen Schauwert auf der Bildebene und über die bereits im Drehbuch festgelegten Lieder und Musikstücke eine starke akustische Struktur auf der Tonebene.

 

Mit dem zweiten Förderpreis würdigt die Jury zwei Drehbücher, er geht geteilt an Fern & Nah von Jasmina Eleta und Herzerlfresser von Anna Schwingenschuh.

 

Jurybegründung Fern & Nah

Ausgezeichnet wurde ein Drehbuch, das von zwei sehr heutigen, auf den ersten Blick konträren Wirklichkeiten erzählt: hier der existentiell unsichere Alltag eines indischen Zeitungsausträgers, dort die emotional dürftige Lebenssituation seines österreichischen Chefs. Ein auf den Punkt recherchiertes,
handwerklich gekonnt gebautes, sich immer wieder kreuzendes Nebeneinander, das von der Autorin durch wesentliche Lebensthemen wirkungsvoll miteinander verbunden wird.

 

Jurybegründung Der Herzerlfresser

Die Geschichte hat uns überrascht. Eine eigenwillige Wahl des Themas, die eher an „alte Zeiten“ erinnern mag. Die Erzählweise zwingt den Betrachter in eine Art subkutane Selbstreflexion, und der Bogen ins Heute erschließt sich völlig ohne „Zeigefinger“.
Eingehende Beschäftigung mit dem Thema, präzise Recherche, gut durchdachte und gebaute Dramaturgie, exzellente Dialoge – eine wuchtige Geschichte. Leidenschaftlich, zart und weise zugleich.

 

Die Jury


Die nationale Jury prämiert die beiden Förderpreise und nominiert die 3 Bücher für den Hauptpreis; sie setzt sich wie folgt zusammen:
Mercedes Echerer (Festivalleiterin, Schauspielerin, Moderatorin)
Hilde Berger (Drehbuchautorin)
Thomas Baum (Drehbuchautor)
Die internationale Jury vergibt aus den 3 nominierten Büchern den Hauptpreis; sie setzt sich wie folgt zusammen:
Andrea Willson (Deutsche Columbia Picture/D)
Pepe Danquart (Filmemacher/D)
Peter Simonischek (Schauspieler/Ö)

 
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