Der drehbuchVERBAND Austria freut sich im Namen des Preisstifters Bundeskanzleramt Kunst und Kultur die PreisträgerInnen der Thomas Pluch Drehbuchpreise 2015 bekannt zu geben. Die internationale Jury hat aus den 5 nominierten Drehbüchern den mit 12.000.- Euro dotierten Thomas Pluch Hauptpreis ausgewählt, er geht an:
Der Thomas Pluch Spezialpreis der Jury dotiert mit 7.000.- Euro geht an:
Die Internationale Jury bestand aus Senta Berger (Schauspielerin, Produzentin AT/DE), Dimitré Dinev (Schriftsteller, Drehbuchautor, BG/AT), Maria Köpf (Produzentin, Geschäftsführerin Zentropa Berlin, DE). Für den Haupt- und den Spezialpreis der Jury waren Amour fou von Jessica Hausner, Gruber geht von Marie Kreutzer, Ich seh Ich seh von Veronika Franz und Severin Fiala, Ma Folie von Andrina Mračnikar und Superwelt von Karl Markovics nominiert.
Die nationale Jury, bestehend aus Hilde Berger (Drehbuchautorin, Schauspielerin), Oliver Neumann (Produzent, Cutter), Jakob Pretterhofer (Drehbuchautor), hat aus den Einreichungen 5 Drehbücher für den Hauptpreis nominiert und den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme zu 3.000.- Euro vergeben.
Den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme erhält:
Der Thomas Pluch Drehbuchpreis feiert heuer sein 23-jähriges Bestehen und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 22.000.- Euro eine der wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes.
Prämiert werden realisierte Drehbücher abendfüllender Kino- und Fernsehspielfilme heimischer DrehbuchautorInnen des letzten Jahres.
Die feierliche Preisverleihung fand gemeinsam mit dem Carl-Mayer-Drehbuchpreis im Rahmen der Diagonale am Freitag, 20. März 2015, im Kunsthaus Graz statt.
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Weitere Informationen zu den Nominierungen >
Statuten und Details zum Thomas Pluch Drehbuchpreis >
Für das beste Drehbuch für einen abendfüllenden Kinospielfilm oder einen abendfüllenden Fernsehfilm (ab 70 Minuten).
Jurybegründung
(Senta Berger, Dimitré Dinev, Maria Köpf)
Eine Frau, ein Paar, ein erwachsener Sohn, der Alltag an der Supermarktkasse, eine kaputte Waschmaschine. Eine Frau bricht aus, langsam aber entschieden – und eine innere Reise beginnt, bei der das Unglaubliche passiert: Gott spricht zu ihr, und sie macht sich auf dem Weg zu ihm. Und doch wird es eine Reise zurück ins Leben, denn ihre unbeantwortet bleibenden großen Fragen werfen sie zurück auf das große Thema des Lebens: Liebe.
Die Genauigkeit, mit der der Autor die Sprache und Sprachlosigkeit der ProtagonistInnen in seinen wunderbaren, pointierten Dialogen nachzeichnet und die präzise Schilderung des Milieus, hat uns überzeugt.
Es wird viel gehadert in diesem Buch, aber es ist nicht das Buch Hiob sondern das Buch Markovics.
Superwelt
Drehbuch und Regie: Karl Markovics
DarstellerInnen: Ulrike Beimpold, Rainer Wöss, Sibylle Kos, Nikolai Gemel, Angelika Strahser, Michael Scherff, Thomas Mraz, Simon Jaritz, Kati Zambito u. a.
Kamera: Michael Bindlechner
Schnitt: Alarich Lenz
Produzenten: Dieter Pochlatko, Jakob Pochlatko
Produktion: epo-film
Kinospielfilm, Österreich 2015, 120 Min.
Gabriele Kovanda, Anfang 50, Supermarktangestellte, führt ein alltägliches Leben zwischen Familie und Beruf, zwischen Einfamilienhaus und Nahversorgungsbetrieb.
Als sie eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt, geschieht etwas, das ihr Leben mit einem Schlag verwandelt.
Es ist nichts zu sehen, nichts zu hören, und doch trifft es Gabi wie ein Blitz aus heiterem Himmel – die Begegnung mit Gott.
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Karl Markovics
Markovics wurde 1963 in Wien als erstes Kind von Edith Margarete, einer Verkäuferin, und Karl Markovics, einem Berufsfahrer, geboren.
Er begann seine Laufbahn als Schauspieler beim Wiener Serapionstheater und arbeitete zwölf Jahre als freier Theaterschauspieler unter anderem im Theater in der Josefstadt und am Wiener Volkstheater, bevor er 1993 in Paul Harathers Indien und später mit der Figur des „Stockinger“ in der TV-Serie Kommissar Rex auch einem breiteren Publikum bekannt wurde.
Er spielte die Hauptfigur Salomon Sorowitsch in Stefan Ruzowitzkys Die Fälscher, der 2008 den Oscar als bester fremdsprachiger Film gewann. 2011 gab er mit dem Spielfilm Atmen sein Debüt als Regisseur und Drehbuchautor und wurde unter anderem beim Sarajevo Filmfestival als Bester Film, beim 35 São Paulo International Film Festival ebenfalls als Bester Film ausgezeichnet und erhielt den Österreichischen Filmpreis 2012 für den Besten Spielfilm, Beste Regie und bestes Drehbuch.
Superwelt ist nach Atmen Karl Markovics’ zweite Arbeit als Kinofilmregisseur.
Für ein Drehbuch mit besonders herausragend behandelten Aspekten. Der Jury steht frei, die Kategorie festzulegen. Zugelassen sind Drehbücher zu abendfüllenden Kinospielfilmen oder abendfüllenden Fernsehfilmen (ab 70 Minuten).
Jurybegründung
(Senta Berger, Dimitré Dinev, Maria Köpf)
Der Spezialpreis der Jury geht an ein Drehbuch, welches das Genre “Horrorfilm” in die Geschichte einer Familie in Auflösung überträgt. Die Art und Weise, wie seelische Zustände in visuellen Schreckensbildern erzählt werden, hat uns in Spannung gehalten. Die nicht verwundene Trennung eines Paares und andere nicht verarbeitete Ereignisse, eine Mutter die aus dem Krankenhaus mit einem Gesichtsverband zurück kommt und von ihren Kindern nicht mehr als ihre Mutter erkannt wird, sind der Anfang eines nicht enden wollenden Horrortrips. Es geht um das, was man sieht und das, was man nicht sieht, denn nichts ist schrecklicher als das Unsichtbare.
Geschickt verknüpft werden dabei vor allem Elemente des europäischen Kinos mit Genre-Elementen, wofür Ich seh Ich seh mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wird.
Ich seh Ich seh
Buch und Regie: Veronika Franz, Severin Fiala
DarstellerInnen: Susanne Wuest, Lukas Schwarz, Elias Schwarz, Hans Escher, Elfriede Schatz
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Michael Palm
Produzent: Ulrich Seidl
Produktion: Ulrich Seidl Film Produktion GmbH
In der Hitze des Sommers. Ein einsames Haus am Land zwischen Wäldern und Kukuruzfeldern. Zehnjährige Zwillingsbuben warten auf ihre Mutter. Als diese nach einer Schönheitsoperation einbandagiert nach Hause kommt, ist nichts mehr wie vorher. Die Kinder beginnen zu bezweifeln, dass diese Frau tatsächlich ihre Mutter ist. Sie versuchen, die Wahrheit herauszufinden. Ein existentieller Kampf um Identität und Urvertrauen entspinnt sich.
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Franz & Fiala
2014 – Ich seh Ich seh / GOODNIGHT MOMMY (fiction)
2013 – Dreh & Trink (doc. short)
2012 – Kern (doc.) Festivalteilnahmen u.a. in Locarno, Rotterdam, San Sebastian, Diagonale, Leipzig, Duisburg. Preis für den besten Nachwuchsfilm, Leipzig 2012.
Severin Fiala
Geboren 1985 in Wien, schaut, schreibt und dreht Filme, seit er 11 Jahre alt ist. Ausbeute unter anderem: sechs Ölfilme, ein Zugfilm und eine „Elefantenhaut“ (2009, Co-Regie mit Ulrike Putzer). Und, zum ersten Mal in Co-Regie mit Veronika Franz, die Langdoku „Kern“ (2012). Ehemaliger Wiener Filmakademiker, immer noch beim Roten Kreuz.
Veronika Franz
Geboren 1965 in Wien, dreht, schreibt und schreibt über Filme. Ehemalige Filmjournalistin, ehemalige Regieassistentin, ehemalige Casterin, ehemalige Philosophie-Studentin, ehemalige Verkäuferin. Weiterhin Co-Autorin und künstlerische Mitarbeiterin von allen Filmen Ulrich Seidls seit „Der Busenfreund“ (1997).
Für das beste Drehbuch für Kino-Spielfilme mit einer Mindestlänge von 20 Minuten bis maximal 70 Minuten.
Jurybegründung
(Hilde Berger, Oliver Neumann, Jakob Pretterhofer)
Ein Bauernehepaar ist auf einem abgelegenen Hof gemeinsam alt geworden. Schnörkellos, liebevoll und mit großer Sympathie, auch für ihre Schwächen, wird das Leben der beiden geschildert. Der Autor erzählt vom Drum-Herum-Reden und vom Hin-und-Her-Schreien, vor allem aber erzählt er von versteckten Zuneigungen.
Ein altersschwacher Esel, jahrelang nützliches Arbeitstier und Begleiter, soll eingeschläfert werden, und das geht dem sonst pragmatischen Bauern näher, als er selber zugeben möchte. In präzisen Beobachtungen und mit feinem Humor wird diese archaische Geschichte vom Älterwerden und vom Abschiednehmen erzählt.
Esel
Buch und Regie: Rafael Haider
DarstellerInnen: Haymon Maria Buttinger, Ingrid Burkhard, Karl Fischer
Kamera: Lukas Schöffel
Schnitt: Birgit Bergmann
Produzentin: Lola Basara-Hengl
Produktion: Filmakademie Wien
Kurzfilm A 2014, 24 Min.
Ein Bauernhof im Winter. Eingehüllt in klammes Grau verrichtet ein altes Ehepaar seinen zunehmend beschwerlichen und sprachlosen Alltag. Selbst der Esel hat schon bessere Tage gesehen. Mit dem möglichen Verlust des geliebten Tiers rückt die (eigene) Endlichkeit in den Fokus. Eine Parabel über das Sterben und das damit verbundene Abschiednehmen – atmosphärisch fotografiert und zärtlich bis zuletzt.
Rafael Haider
Geboren 1989 in Oberndorf bei Salzburg. Studium der Regie an der Filmakademie Wien.