Der drehbuchVERBAND Austria freut sich im Namen des Preisstifters Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport die Preisträger*innen der Thomas Pluch Drehbuchpreise 2020 bekannt zu geben. Die internationale Jury hat aus den fünf nominierten Drehbüchern den mit 12.000.- Euro dotierten Thomas Pluch Hauptpreis ausgewählt, er geht an:
Jurybegründung (Internationale Jury)
„Waren einmal Revoluzzer“ von Johanna Moder untersucht das politische Engagement zweier linksliberaler Freundespaare, die eine politisch verfolgte russische Familie aufnehmen. Die Geschichte begleitet die „Retter*innen“ in ihrem Akt der hilflosen Hilfsbereitschaft, bei dem die Gewissheiten ihres bürgerlichen Lebens in Frage gestellt werden. Was bleibt übrig von den Träumen und den Idealen der eigenen Jugend, wenn die Realität sie plötzlich auf eine Probe stellt? Die Krise bringt private und berufliche Probleme der Figuren gnadenlos und humorvoll an den Tag. Johanna Moder begleitet sie dabei mit kritischer Sympathie, die niemals denunziatorisch ist. Wenn wir also über die pointierten Dialoge dieses starken Ensembles lachen, dann lachen wir eben auch über unser eigenes Phlegma, unsere Lebenslügen und unsere Hilflosigkeit. Das Drehbuch überzeugt mit Witz, Leichtigkeit und Intelligenz und führt uns vor Augen, dass es mit zunehmendem Alter nicht einfach ist, jugendliche Revoluzzer*innen zu bleiben.
Drehbuchmitarbeit: Marcel Mohab, Manuel Rubey
Der Thomas Pluch Spezialpreis der Jury dotiert mit 7.000.- Euro geht an:
Jurybegründung (Internationale Jury)
„The Trouble With Being Born“ erzählt von einer beklemmenden Zukunft, in der Menschen Androiden nach ihren Vorstellungen individualisieren und „benutzen“ im abstoßenden Sinne des Wortes: Als Sexspielzeug, Sozialkontakt, Trostpflaster, Sandsack… Die zehnjährige Ida ist ein solcher Androide. Je weiter ihre „Besitzer“ diese perfekte Puppe nach ihren Wünschen formen und umformen, desto mehr tun sich ihre menschlichen Abgründe vor unseren Augen auf. Ist Ida ein Therapeutikum? Ein Suchtmittel? Eine Prothese für nicht Gelebtes? Die Menschen sind jedenfalls heillos defekt, nicht die Maschine. Sandra Wollner und Roderick Warich wagen sich mit ihrer Geschichte in ein irritierendes und beklemmendes Zwischenreich zwischen Horror und Science-Fiction. Sie stellen unbequeme Fragen zu dem, was den Menschen zum Menschen macht, und sind dabei so mutig und konsequent, viele Antworten schuldig zu bleiben. „The Trouble With Being Born“ ist ein radikaler, eigenwilliger und riskanter Blick in unsere Zukunft.
Den Preis erhält Sandra Wollner, Roderick Warich ist als deutscher Staatsbürger für den Thomas Pluch Preis nicht zugelassen.
Die internationale Jury bestand aus Wolfgang Kohlhaase (Drehbuchautor, DE), Dorothée Schön (Drehbuchautorin, DE), Jacqueline Surchat (Drehbuchautorin, Dramaturgin, CH).
Für den Haupt- und den Spezialpreis der Jury waren neben den Preisträger*innen Herzjagen von Elisabeth Scharang, Little Joe von Jessica Hausner und Geraldine Bajard und Nobadi von Karl Markovics nominiert.
Die nationale Jury, bestehend aus Marie Kreutzer (Drehbuchautorin, Regisseurin, AT), Nina Kusturica (Drehbuchautorin, Regisseurin, Produzentin, AT), Gregor Schmidinger (Drehbuchautor, Regisseur, AT) hat aus den 24 Einreichungen fünf Drehbücher für den Hauptpreis nominiert und den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme zu 3.000.- Euro vergeben.
Den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme erhält:
Jurybegründung (nationale Jury)
Zwei Männer aus unterschiedlichen Zeiten, die sich doch ähnlicher sind, als der erste Blick verrät. Beginnend mit einer starken Ausgangssituation folgen wir gespannt der unvorhersehbaren melancholischen Erzählung, die trotz ihrer Kürze rund und in sich geschlossen ist. Eine zutiefst menschliche Geschichte über ungelebte Sehnsüchte, die vermeintlich letzte Chance und wahre Liebe.
Das ist FABIU von Stefan Langthaler, der handwerklich gekonnt mit filmischen Bildern und größter Verantwortung seiner Figuren gegenüber äußerst sensible die Begegnungen von Arthur und Fabiu erzählt.
Der Thomas Pluch Drehbuchpreis feiert heuer sein 28-jähriges Bestehen und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 22.000.- Euro eine der wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes.
Prämiert werden realisierte Drehbücher abendfüllender Kino- und Fernsehspielfilme heimischer Drehbuchautor*innen des letzten Jahres.
Die feierliche Preisverleihung fand aufgrund der Covid-19 Bestimmungen erstmals nicht im Rahmen der Diagonale in Graz statt, wir werden die Verleihung voraussichtlich im September in Kooperation mit der Diagonale und der Stadt Graz bei einem Festakt nachholen.
Wir gratulieren allen Preisträger*innen sehr herzlich!
Weitere Informationen finden Sie in der Pressemappe als PDF >
Carl-Mayer-Drehbuchpreise
Der Preis, initiiert, abgewickelt und gestiftet vom Kulturressort der Stadt Graz, wird an ein anonym eingereichtes, kinofilmgerechtes fiktionales oder dokumentarisches Treatment vergeben und wurde die letzten Jahre zusammen mit dem Thomas Pluch Preis bei der Diagonale verliehen.
Der Hauptpreis von 15.000 Euro erhält:
Die Verkündung – Treatment von Josef Kleindienst
Der Förderpreis von 7.500 Euro geht an:
Flat Mates – Treatment von Jan Prazak