Der Drehbuchverband Austria freut sich im Namen des Preisstifters Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport die Preisträger*innen der Thomas Pluch Drehbuchpreise 2022 bekannt zu geben. Die internationale Jury hat aus den fünf nominierten Drehbüchern den mit 12.000.- Euro dotierten Thomas Pluch Hauptpreis ausgewählt, er geht an:
Der Thomas Pluch Spezialpreis der Jury dotiert mit 7.000.- Euro geht an
Eine Lobende Erwähnung ging an C.B. Yi für Moneyboys
Die internationale Jury bestand aus Judith Angerbauer (Drehbuchautorin, Regisseurin, DE), Pavo Marinković (Drehbuchautor, Regisseur, Dramaturg, HR/AT) und Samir (Autor, Regisseur, CH). Für den Haupt- und den Spezialpreis der Jury waren neben den Presiträger*innen, Landkrimi VIER von Marie Kreutzer und Märzengrund von Adrian Goiginger und Felix Mitterer nominiert.
Die nationale Jury, bestehend aus Hilde Berger (Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Schauspielerin), Clara Stern (Drehbuchautorin, Regisseurin, Moderatorin) und Thomas Weingartner (Drehbuchautor), hat aus den insgesamt 28 Einreichungen fünf Drehbücher für den Hauptpreis nominiert und den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme zu 3.000.- Euro vergeben.
Der Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme dotiert mit 3.000.- Euro geht an
Der Thomas Pluch Drehbuchpreis feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 22.000.- Euro eine der wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes. Prämiert werden realisierte Drehbücher abendfüllender Kino- und Fernsehspielfilme österreichischer oder in Österreich lebender Drehbuchautor*innen des letzten Jahres. Die feierliche Preisverleihung fand gemeinsam mit dem Carl-Mayer-Drehbuchpreis im Rahmen der Diagonale am Freitag, 8. April 2022 im Salon Frühling des Hotel Wiesler in Graz statt.
Die Verleihung können Sie auf YouTube anschauen >
Pressemappe >Prämiert wurde das beste Drehbuch für einen abendfüllenden Kinospielfilm oder einen abendfüllenden Fernsehfilm (ab 70 Minuten).
Jurybegründung
In schrecklichen und unmenschlichen Umständen, in denen sich die Hauptfiguren befinden, erzählt das Drehbuch eine zutiefst menschliche Geschichte. Es gibt kein Wort zu viel und keines zu wenig, trotz der komplexen und epischen Erzählung. Die Komposition der Geschichte ist meisterhaft in ihrem Stil. Virtuos werden wir von einer Szene zur nächsten geführt und überspringen Jahrzehnte, in denen sich die gesellschaftlichen Verhältnisse radikal ändern. Die Geschichte endet mit einer Überraschung, die uns erschüttert und uns mit der großen philosophischen Frage zurücklässt: Was ist Freiheit?!
Für ein Drehbuch mit besonders herausragend behandelten Aspekten. Der Jury steht frei, die Kategorie festzulegen. Zugelassen waren Drehbücher zu abendfüllenden Kinospielfilmen oder abendfüllenden Fernsehfilmen (ab 70 Minuten).
Jurybegründung
Ein Drehbuch am Puls der Zeit. Sehr frei erzählt und außergewöhnlich in seiner Struktur, weil es Konventionen bricht. Die Benutzung der sozialen Medien durch die Hauptfigur ist neu, aber organisch eingesetzt. Gleichzeitig sind die Charaktere präzise gezeichnet. Trotz hohem Erzähltempo gelingt es der Autorin, die Familien- und Freundschafts-Verhältnisse mit liebendem Blick zu beschreiben.
Für das beste Drehbuch für Kino-Spielfilme mit einer Mindestlänge von 15 Minuten bis maximal 70 Minuten.
Jurybegründung
Der Preis geht an ein Drehbuch, das uns in seinen filmischen Beschreibungen direkt in seine Welt geholt hat, eine Welt, die sich uns voll Schmerz und trotzdem voller Humor zeigt. Eine Gruppe von Asylwerbern verliert trotz aller Widrigkeiten nie ihren Mut, ihren Witz und ihren Charme und wächst einem ans Herz. Uns ist der präzise ausgewählte Fokus aufgefallen, der Verzicht auf konventionelle Perspektiven, ergänzt durch einen rhythmischen Erzählfluss. „Neverinland“ von Fatih Gürsoy macht die Sicht der Hauptfiguren auf ihre Welt mitfühlbar. Wir sind froh, dass sie uns ein Stück ihres Weges zuschauen haben lassen.
Der Thomas Pluch Drehbuchpreis feiert 2022 sein 30-jähriges Bestehen. Dies nimmt der Drehbuchverband Austria und das Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport zum Anlass, den Preisträger*innen neben den gut dotierten Geldpreisen auch eine anschauliche wie beständige Anerkennung zuteil werden lassen: eine Preisskulptur.
Die Skulptur wird von nun an jährlich im Rahmen der feierlichen Preisverleihung auf der Diagonale in Graz für die Preiskategorien Hauptpreis und Spezialpreis der Jury vergeben.
Als Vorlage zur Skulptur diente eine von Thomas Pluch tatsächlich verwendete Schreibmaschine der Marke Alpina aus dem Jahre 1956. Eine verkleinertes, in Aluminium gegossenes Modell dieser Schreibmaschine ist die neue Preisskulptur. Sie verweist somit direkt auf den Preisstifter, trägt die Arbeit des Drehbuchschreibens in sich und stellt ein optisch wie haptisch anspruchsvolles Äußeres dar. Als Künstler bzw. für die handwerkliche Umsetzung haben wir Dominikus Guggenberger gewinnen können.
Hilde Berger, Gründungsmitglied des Drehbuchforum Wien, ehrte während der Preisverleihung Thomas Pluch mit einem Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Preises seine Arbeit für die Anliegen und Wertschätzung der Drehbuchautor*innen. Näheres dazu in unserer Pressemappe.
Außerdem zeigten wir in Erinnerung an Drehbuchautor Thomas Pluch in Kooperation mit der Diagonale den Film Das Dorf an der Grenze (Teil 1: Kärnten 1920-1945 / AT 1979) mit einer Einführung von Bert Rebhandl anschließend an die Verleihung im Rechbauerkino Graz.
Vergibt aus den 5 nominierten Büchern den Thomas Pluch Hauptpreis und den Thomas Pluch Spezialpreis der Jury.
Judith Angerbauer
Drehbuchautorin, Regisseurin, DE
schrieb mit Matthias Glasner die Drehbücher zu DER FREIE WILLE und MATHILDE LIEBT. Es folgten drei TATORTE für den Hessischen Rundfunk. 2019 entstand mit Lars Kraume die 6-teilige Serie DIE NEUE ZEIT über das BAUHAUS. Danach war sie zwei Jahre für die Serienabteilung der Bavaria Fiction mit internationalem Schwerpunkt tätig, als Autorin (DAS BOOT Staffel 3 und 4) und als Dramaturgin. Außerdem entstand der Kinofilm MARET mit der luxemburgischen Regisseurin Laura Schroeder (in Postproduktion). Derzeit arbeitet sie an zwei Kinofilmen, die unter eigener Regie entstehen sollen.
Pavo Marinković
Drehbuchautor, Regisseur, Dramaturg, HR/AT
Geboren 1967 in Zagreb, Kroatien, absolvierte er ein Studium der Dramaturgie an der ADU in Zagreb. Seine ersten Theaterstücke wurden in den frühen 90er Jahren veröffentlicht und gewannen zahlreiche nationale Preise.
Nach einer 10-jährigen Tätigkeit als Redakteur für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk HRT (1996-2005) begann er seine Karriere als freier Autor und Regisseur.
Er hat drei Spielfilme gedreht, “Ministry of Love” (2016), “Love Life of a Gentle Coward” (2009), “Trešeta” (2006) (zusammen mit Dražen Žarković) und einen Dokumentarfilm “Occupation, the 27th Picture (2013).
Seine Filme wurden auf renommierten Filmfestivals wie dem Montreal World FF, dem Karlovy Vary IFF, dem IFF Mannheim-Heidelberg, dem FF Kerala, dem Pula FF, dem Sarajevo FF, dem Chicago IFF, dem Cairo IFF, dem Transilvania IFF und vielen mehr gezeigt und gewannen einige Preise (Mannheim, Pula, Alexandria, Houston, Bergamo, Napoli, Bukarest).
Im Jahr 2021 wurde er zum künstlerischen Leiter des Pula Film Festivals ernannt.
Er lebt in Wien und Zagreb.
Samir
Drehbuchautor, Regisseur, Produzent, CH
Geboren 1955 in Bagdad, Irak. Migrierte mit seiner Familie in den 60er Jahren in die Schweiz. Nach dem Studium an der Kunsthochschule in Zürich Lehre als Typograf. In den späten 70er Jahren Ausbildung zum Kameramann. Anfang der 80er Jahre Aktivist in der radikalen Jugendbewegung in Zürich. Erste Arbeiten als freischaffender Autor und Regisseur 1982.
Heute ist Samir bekannt für seine einzigartigen Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme, die mit ihrem innovativen Charakter an verschiedenen Festivals Aufmerksamkeit erregten und zahlreiche Preise gewannen. Sein Werk umfasst bis heute mehr als 40 Kurz- und Langspielfilme für Kino und Fernsehen. In den 90er Jahren arbeitete er auch als Regisseur für nationale und internationale Fernsehsender.
1994 übernahm er mit dem Filmemacher Werner Schweizer und der Produzentin Karin Koch die Dschoint Ventschr Filmproduktion. Sie hat ihren Sitz in Zürich und baut neue Schweizer Filmtalente auf. Neben seinen eigenen Projekten als unabhängiger Produzent und Regisseur ist er auch für die Regie von Theaterstücken und Arbeiten im Bereich der bildenden Kunst bekannt.
Sie prämiert den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme und nominiert die Bücher für den Hauptpreis und den Spezialpreis der Jury.
Hilde Berger
Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Schauspielerin
Schriftstellerin, (Drehbuch-)Autorin und Schauspielerin
Geboren 1946 in Oberösterreich, Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften, Gründungsmitglied der Wiener Avantgardebühne „Cafétheater hinterm Graben“ (später Ensemble Theater Wien), leitete die Theatergruppe „torso“, Experimente mit neuen Theaterstilen unter Aufhebung der Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum, Studium u.a. im polnischen „Teatr Laboratorium Wrocław“, Erforschung des „Armen Theaters“. Beginnt in den 1980er Jahren als Drehbuchautorin („Der Richtige Mann“, „Joint Venture“, „Lenz oder die Freiheit”, „August der Glückliche“). Mitbegründerin des „Drehbuchforum Wien“. 1999 erster Roman, „Ob es Hass ist solche Liebe?“ über Oskar Kokoschka und Alma Mahler-Werfel (Verfilmung nach ihrem Drehbuch gemeinsam mit Dieter Berner “Alma und Oskar” 2022) . 2009 „Tod und Mädchen, Egon Schiele und die Frauen“, 2016 mit Bergers Drehbuch verfilmt, zahlreiche Preise, 2020 „Die Windsbraut“. Unterrichtete u.a. am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien sowie in Potsdam an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ am Studio Babelsberg.
Hilde Berger
Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Schauspielerin
Schriftstellerin, (Drehbuch-)Autorin und Schauspielerin
Geboren 1946 in Oberösterreich, Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften, Gründungsmitglied der Wiener Avantgardebühne „Cafétheater hinterm Graben“ (später Ensemble Theater Wien), leitete die Theatergruppe „torso“, Experimente mit neuen Theaterstilen unter Aufhebung der Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum, Studium u.a. im polnischen „Teatr Laboratorium Wrocław“, Erforschung des „Armen Theaters“. Beginnt in den 1980er Jahren als Drehbuchautorin („Der Richtige Mann“, „Joint Venture“, „Lenz oder die Freiheit”, „August der Glückliche“). Mitbegründerin des „Drehbuchforum Wien“. 1999 erster Roman, „Ob es Hass ist solche Liebe?“ über Oskar Kokoschka und Alma Mahler-Werfel (Verfilmung nach ihrem Drehbuch gemeinsam mit Dieter Berner “Alma und Oskar” 2022) . 2009 „Tod und Mädchen, Egon Schiele und die Frauen“, 2016 mit Bergers Drehbuch verfilmt, zahlreiche Preise, 2020 „Die Windsbraut“. Unterrichtete u.a. am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien sowie in Potsdam an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ am Studio Babelsberg.
Thomas Weingartner
Drehbuchautor
Geboren in Lienz/Osttirol, studierte Buch und Dramaturgie an der Filmakademie Wien, er lebt und arbeitet in Wien. Gemeinsam mit Stefan Hafner schreibt er Drehbücher für Serien, Filme und Reihen, wie Tatort, Landkrimi oder Stadtkomödie. Für seine Arbeit erhielt er unter anderem den Carl-Mayer-Drehbuch-Preis, den Thomas Pluch Förderpreis, sowie den Fernsehpreis der österreichischen Erwachsenenbildung.
Das Fachgremium unter dem Vorsitz des Autors und Regisseurs Reinhard Jud mit Mag.a Susanne Spellitz, ORF-Redakteurin, Wolfgang Lehner, Kameramann, Cornelia Seitler, Filmproduzentin und Pipi Fröstl, Hauptpreisträgerin 2021, vergibt den Carl-Mayer-Hauptpreis in der Höhe von Euro 15.000,- an das Treatment Eklipse von Manuel Wetscher (mit Bernhard Jarosch) und den Carl-Mayer-Förderpreis in der Höhe von Euro 7.500,- an das Treatment Die Familie Hasanovic von Maximilian Fürst.
Eine lobende Erwähnung gibt es für E-lisa-beth von Jan Prazak.
„Der Carl Mayer-Drehbuchpreis ist eine wichtige Anerkennung der Leistung, die die Preisträger mit ihren Drehbüchern präsentieren. Die Stadt Graz will darüber hinaus mit der guten Dotierung eine konkrete Unterstützung der Arbeit an Filmtreatments ermöglichen. Ich gratuliere den Preisträgern Manuel Wetscher und Bernhard Jarosch sowie für den Förderpreis Maximilian Fürst und wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg!“, so Gemeinderätin Claudia Unger in Vertretung von Kulturstadtrat Günter Riegler.