Am 14. Juni 2023 demonstrierten das Drehbuchforum Wien und der Drehbuchverband Austria gemeinsam mit unzähligen Fernseh- und Filmautor*innen auf der ganzen Welt für mehr Rechte und faire Entlohnung von Drehbuchautor*innen.
Wir unterstützen damit die 11.500 Drehbuch- und Fernseh-autor*innen in den USA, die seit dem 2. Mai 2023 streiken, weil ihnen ihre Arbeit-geber*innen wie Disney, Netflix und Amazon eine faire Entlohnung verwehren. Die Medienunternehmen haben mit der Arbeit von Autor*innen und anderen Film-Beschäftigten Milliarden verdient, sie weigern sich aber, diese enormen Gewinne mit den Kreativschaffenden zu teilen.
Dieser Kampf um faire Entlohnung und der Schutz vor den globalen Streaming-Unternehmen betrifft uns auch in Österreich. Mitglieder des Drehbuchforums und des Drehbuchverbands standen deshalb heute vor dem Büro der Universal Studios Austria in der Neubaugasse in Wien und zeigten sich solidarisch!
Mit Sprechchören und Ansprachen erregten wir Aufmerksamkeit bei den Passant*innen, ein amerikanischer Drehbuchautor berichtete direkt von den Streiks in den USA und bedankte sich für diese solidarische Kundgebung. Weitere Aktionen werden folgen!
FSE Infos zum weltweiten Aktionstag:
https://federationscreenwriters.eu
WGA on Strike Announcement:
https://www.wgacontract2023.org/announcements/wga-on-strike
Auf krone.at gibt es ein Interview mit Jacob Groll dazu:
https://www.krone.at/3043192
Wir bemühen uns seit jeher um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die österreichischen Drehbuchautor*innen. Neben den rechtlichen Aspekten, Stichwort Initiative Drehbuch 2021 und Musterverträge, steht die finanzielle Situation an erster Stelle. Zuletzt haben wir uns vor rund 5 Jahren mit dem ORF auf eine lange überfällige Erhöhung der Honorar-Sätze geeinigt. Nach den Pandemie-Jahren und der aktuellen Inflationswelle war uns eine Neuverhandlung dieser Sätze sowie eine vorteilhaftere Auszahlungsmodalität ein vorrangiges Anliegen. Dies ist uns nun mit einem sehr erfolgreichen Ergebnis gelungen.
Dies verdanken wir der Arbeitsgruppe, die sich im Vorfeld der Verhandlungen und direkt bei den zahlreichen Gesprächen mit dem ORF engagiert, kompetent und geschickt für dieses Vorhaben eingesetzt hat. Es waren dabei: Jacob Groll, Roland Hablesreiter, Stefan Hafner, Harald Karl, Eva Spreitzhofer, Marie-Therese Thill, Sarah Wassermair, Thomas Weingartner und Mischa Zickler – ein großes Danke!
Danke auch an den ORF, der sich als fairer Verhandlungspartner erwiesen hat – besonderer Dank an Michael Krön, Katharina Schenk, Marianne Schüttner, Tanja Riegler, Gabriela Krassnigg-Kulhavy und Martina Jonas.
Die neuen Honorarsätze
Die Buchhonorare werden erhöht, für das Gesamthonorar beträgt diese Erhöhung 10%.
Außerdem wurde eine deutliche Verbesserung bei der Aufteilung der Honorare erzielt: Sie betrug bisher rund jeweils 1/6 bei Unterschrift und Abnahme sowie ca. 2/3 als Total-Buy-Out bei Produktionsbeginn. Künftig werden größere Honoraranteile schon bei Unterschrift und Abnahme – nämlich jeweils 27,5% – bezahlt.
Für einen 90-Minüter bedeutet das beispielsweise jeweils € 16.184 (statt 9.000) bei Unterschrift und Abnahme sowie € 26.482 (statt 35.500) bei Produktionsbeginn, insgesamt also € 58.850 (statt 53.500).
Wiederholungshonorar
Mit der Erhöhung der ersten beiden Raten in Höhe auf jeweils € 16.184 erhält der ORF eine zusätzliche Wiederholung im Hauptabend (plus eine Service-Wiederholung) – der ORF wird jedoch weiterhin an der Praxis festhalten, die Option auf Vollabgeltung in der Höhe von € 26.482 zu ziehen.
Diese Vereinbarung ist natürlich auch aliquot auf kürzere serielle Formate anwendbar. Sie gilt ab sofort und zunächst bis Ende 2024. Dann sollen erneut Gespräche über eine Honoraranpassung aufgenommen werden.
Der Drehbuchverband Austria und das Drehbuchforum Wien unterstützen die Kolleg:innen der Writers Guilds of America vollinhaltlich. Der hohe Organisationsgrad in den USA hat schon oft für spürbare Verbesserungen der Arbeitssituation von Autor:innen gesorgt. Gerade in Zeiten des Wandels – unter anderem durch Streamer und KI – ist es wichtig, klar Stellung zu beziehen. Die Auseinandersetzung in den USA hat ihren Grund vor allem in dieser sich verändernden Medienlandschaft. Bei allen Unterschieden in den inhaltlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen können aufgrund der internationalen Bedeutung der US-amerikanischen Filmindustrie dort erzielte Verbesserungen auch für positive Entwicklungen bei uns sorgen: Der Kampf der US-amerikanischen Autor:innen ist daher auch einer für uns in Europa.
„Strike-Breaker“ sind von der weiteren Mitgliedschaft bei der WGA ausgeschlossen. Sollte also jemand Angebote / Aufträge aus den USA erhalten, wäre es gut, sich mit uns bzw. der FSE oder der WGA in Verbindung zu setzen um das zu vermeiden.
WGA on Strike Announcement:
https://www.wgacontract2023.org/announcements/wga-on-strike
Mit der Initiative Drehbuch2021 hat der Drehbuchverband Austria auch für Österreich Standards entwickelt, die die Bedingungen für eine gerechte und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Produktion, Sender, Regie und Drehbuch festlegen – eine Art Gütesiegel, zu dem sich alle Beteiligten bekennen. Das Papier umfasst eine Reihe von konkreten Forderungen. Diese reichen von fairen Vertragsbedingungen und gerechter Entlohnung über die Mitsprache in wesentlichen Schritten innerhalb des Produktionsprozesses bis zur adäquaten Nennung bei allen Verwertungsmaßnahmen.
In internen Vorgesprächen wurden die Produzent*innenverbände, die Regieverbände und der ORF von der Wichtigkeit der Richtlinien überzeugt.
Der Maßnahmenkatalog:
http://www.drehbuchverband.at/files/drehbuch_2021_massnahmenkatalog.pdf
Der Drehbuchverband Austria freut sich im Namen des Preisstifters Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport die Preisträger*innen der Thomas Pluch Drehbuchpreise 2023 bekannt zu geben. Die internationale Jury hat aus den fünf nominierten Drehbüchern den mit 12.000.- Euro dotierten Thomas Pluch Hauptpreis ausgewählt, er geht an:
Auszug aus der Jurybegründung
Der Thomas Pluch Hauptpreis geht an eine sehr präzise und klar konstruierte Filmerzählung, die trotzdem Raum für überraschende und unerwartete Momente lässt. Sehr elegant und klug wird die Geschichte einer Befreiung erzählt. Die Hauptfigur durchlebt einen Prozess, an dessen Ende sie sich ein Alter Ego formt.
Die Szenen sind sehr visuell geschrieben, auch sehr körperlich, wodurch das Lesen dieses Buches zu einer beinahe sensorischen Erfahrung wird.
Der Thomas Pluch Spezialpreis der Jury dotiert mit 7.000.- Euro geht an:
Auszug aus der Jurybegründung
Dem Buch gelingt es dokumentarische Elemente sehr gekonnt mit dem Erzählerischen zu verknüpfen und uns damit an einer ergreifenden und fesselnden Geschichte teilhaben zu lassen. Immer wieder kommt es in diesem Buch zu Momenten, die eine enorme Wucht haben, die uns emotional aufgewühlt und damit das menschliche Chaos der Hauptfigur nahegebracht haben.
Die internationale Jury bestand aus Lillian Birnbaum (Produzentin, FR/AT), Barbara Fränzen (Filmexpertin, AT), Lars Hubrich (Drehbuchautor, DE).
Für den Haupt- und den Spezialpreis der Jury waren neben den Presiträger*innen, Der Fuchs von Adrian Goiginger, Eismayer von David Wagner, Serviam – Ich will dienen von Ruth Mader und Martin Leidenfrost nominiert.
Die nationale Jury, bestehend aus Robert Buchschwenter (Drehbuchautor, Dramaturg), Catalina Molina (Drehbuchautorin, Regisseurin), Judith Zdesar (Drehbuchautorin, Dramaturgin, Regisseurin), hat aus den insgesamt 31 Einreichungen fünf Drehbücher für den Hauptpreis nominiert und den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme zu 3.000.- Euro vergeben.
Der Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme dotiert mit 3.000.- Euro geht an:
Auszug aus der Jurybegründung
Auf eindringliche Weise zwingt uns die Geschichte zum Reflektieren und Hinterfragen der eigenen, oft eingeschränkten, Perspektive. Ein Drehbuch, das auf vorbildliche Weise vom Einfachen ausgeht und in atemberaubend komponierte Komplexität mündet.
Der Thomas Pluch Drehbuchpreis feiert heuer sein 31-jähriges Bestehen und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 22.000.- Euro eine der wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes. Prämiert werden realisierte Drehbücher abendfüllender Kino- und Fernsehspielfilme österreichischer oder in Österreich lebender Drehbuchautor*innen des letzten Jahres. Die feierliche Preisverleihung fand gemeinsam mit dem Carl-Mayer-Drehbuchpreis im Rahmen der Diagonale am Freitag, 24. März 2023 im Salon Frühling des Hotel Wiesler in Graz statt.
Alles Weitere zu den Preisträger*innen und dem Preis finden Sie hier >
Der Drehbuchverband Austria präsentierte am Fr 11.6.2021 auf der Diagonale im gut besuchten Salon Frühling des Hotel Wieslers die Initiative Drehbuch2021 der Branche.
Hier der Link zum Nachschauen der Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/4047308955359563/?ref=newsfeed
International wird der wesentlichen Bedeutung von Drehbuchautor*innen in der Film- und Serienproduktion schon lange Rechnung getragen. In Deutschland etwa wurden mit Kontrakt18 bereits vor drei Jahren Richtlinien festgelegt, die Rechte und Pflichten von Autor*innen im Produktionsprozess definieren und die konkret in Vertragsverhandlungen eingebracht werden.
Mit Drehbuch2021 hat nun der Drehbuchverband Austria auch für Österreich Standards entwickelt, die die Bedingungen für eine gerechte und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Produktion, Sender, Regie und Drehbuch festlegen – eine Art Gütesiegel, zu dem sich alle Beteiligten bekennen. Das Papier umfasst eine Reihe von konkreten Forderungen. Diese reichen von fairen Vertragsbedingungen und gerechter Entlohnung über die Mitsprache in wesentlichen Schritten innerhalb des Produktionsprozesses bis zur adäquaten Nennung bei allen Verwertungsmaßnahmen.
Die Richtlinien wurden in internen Vorgesprächen den Produzent*innenverbänden, den Regieverbänden und dem ORF vorgestellt und wurden an alle maßgeblich Beteiligten versandt.
Vorstellung der Initiative: Agnes Pluch (Mit-Initiatorin Drehbuch2021)
Am Podium: Katharina Schenk (Leiterin ORF-TV-Hauptabteilung Fernsehfilm)
Kristin Derfler (Gründungsmitglied von Kontrakt18)
Moderation: Eva Spreitzhofer (Vorstandsvorsitzende Drehbuchverband Austria)