Der Drehbuchverband Austria freut sich im Namen des Preisstifters Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport die Preisträger*innen der Thomas Pluch Drehbuchpreise 2024 bekannt zu geben.
Vizekanzler und Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Werner Koglerbegrüßte persönlich und überreichte gemeinsam mit Peter Schernhuber (Leiter Filmabteilung BMKÖS) den Gewinner*innen die Auszeichnungen.
Der mit 12.000.- Euro dotierte Thomas Pluch Hauptpreis geht an:
Des Teufels Bad von Veronika Franz und Severin Fiala
Auszug aus der Jurybegründung
Das Leseerlebnis dieses Drehbuches ist für die Jury wie das eines Romans. Die poetische Sprache, die Beschreibungen von Bild- und Tonebene kreieren ein sensorielles Erlebnis, das uns in eine fast mythische Welt entführt, in der sich Drama und Horror vermischen. Der Text beginnt förmlich zu atmen, zu riechen und zu schmecken.
Der Thomas Pluch Spezialpreis der Jury dotiert mit 7.000.- Euro geht an:
Mit einem Tiger schlafen von Anja Salomonowitz
Auszug aus der Jurybegründung
Die Jury ist sehr beeindruckt von der einzigartigen und mutigen Erzählstruktur dieses Drehbuchs. Die assoziative Nutzung der unterschiedlichsten Medien wie Spielfilm, Dokumentarfilm und Theater unterstreichen den Charakter der Protagonistin, die zeitlebens sowohl visionär als auch radikal und kompromisslos war und lange Zeit nicht die gebührende Anerkennung bekam.
Die internationale Jury vergab aus den nominierten Büchern den Haupt- und Spezialpreis, sie bestand aus Adis Djapo (BIH), Frauke Finsterwalder (DE/CH) und Hansjörg Weißbrich (DE).
Für den Haupt- und den Spezialpreis der Jury waren neben den Preisträger*innen, Bosanski Lonac / Bosnischer Topf von Pavo Marinković, Persona Non Grata von Antonin Svoboda und Markus Schleinzer und VENI VIDI VICI von Daniel Hoesl nominiert.
Die nationale Jury, bestehend aus Libertad Hackl (Drehbuchautorin, Dramaturgin), Senad Halilbašić(Drehbuchautor, Dramaturg) und Marie-Therese Thill (Drehbuchautorin, Journalistin), hat aus den insgesamt 25 Einreichungen fünf Drehbücher für den Hauptpreis nominiert und den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme zu 3.000.- Euro vergeben.
Der Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme dotiert mit 3.000.- Euro geht an:
Felix Krisai und Pipi Fröstl für Strangers Like Us (Zaungast)
Auszug aus der Jurybegründung
Mit großer Leichtigkeit werden an einem Abend Wünsche, Erwartungen, das Ringen um Übereinstimmung ebenso en passant verhandelt wie gesellschaftliche Themen. Dabei schlägt die Geschichte immer wieder unerwartete Haken: Was als Beziehungsdrama beginnt, spielt bald mit Motiven des Horrorfilms und Psychothrillers und schafft damit kluge Irritationen, die noch neugieriger machen.
Der Thomas Pluch Drehbuchpreis feiert heuer sein 32-jähriges Bestehen und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 22.000.- Euro eine der wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes. Prämiert werden realisierte Drehbücher abendfüllender Kino- und Fernsehspielfilme österreichischer oder in Österreich lebender Drehbuchautor*innen des letzten Jahres.
Die feierliche Preisverleihung fand gemeinsam mit dem Carl-Mayer-Drehbuchpreis im Rahmen der Diagonale am Montag, 8. April 2024 im Heimatsaal des Volkskundemuseum am Paulustor in Graz statt.
Danke auch an Seppo Gründler für die musikalischen Intermezzi während der Preisverleihung.
Pressemappe Thomas Pluch Drehbuchpreis 2024 >
Prämiert wurde das beste Drehbuch für einen abendfüllenden Kinospielfilm oder einen abendfüllenden Fernsehfilm (ab 70 Minuten).
Jurybegründung
Das Leseerlebnis dieses Drehbuches ist für die Jury wie das eines Romans. Die poetische Sprache, die Beschreibungen von Bild- und Tonebene kreieren ein sensorielles Erlebnis, das uns in eine fast mythische Welt entführt, in der sich Drama und Horror vermischen. Der Text beginnt förmlich zu atmen, zu riechen und zu schmecken. Das Autor*innenduo bedient sich in diesem ins Mark gehenden Werk gekonnt Elementen des Genrefilms und des historischen Dramas, um das wenig bekannte Thema des mittelbaren Selbstmordes im Zusammenhang psychischer Störungen und wie diese von ihrer Umwelt beeinflusst werden, aufzuzeigen.
Des Teufels Bad
Synopsis
Oberösterreich im Jahr 1750: Agnes, jung verheiratet, findet in der fremden Welt ihres Mannes keinen Platz. Immer mehr zieht sich die tief religiöse und hochsensible Frau in sich selbst zurück, weg von der bäuerlichen Welt der Arbeit und des Alltags. Eine erschütternde Gewalttat scheint ihr schließlich der einzige Ausweg aus dem inneren Gefängnis. Das abgründige Psychogramm einer Hoffenden, Suchenden, Fliehenden basiert auf historischen Protokollen und einem wahren, bisher unbeleuchteten Kapitel europäischer (Frauen)Geschichte.
Veronika Franz
Geboren 1965 in Wien, studierte Germanistik und Philosophie und arbeitete als Journalistin. Daneben begleitet sie seit 1997 die Arbeit von Ulrich Seidl als künstlerische Mitarbeiterin und schrieb mit ihm Drehbücher zu allen Filmen wie HUNDSTAGE (2001), IMPORT EXPORT (2007), der PARADIES-Trilogie (2012/13) und BÖSE SPIELE – Rimini Sparta (2023). 2003 gründete sie mit ihm auch die Ulrich Seidl Filmproduktion GmbH.
Severin Fiala
Geboren 1985 in Horn, studierte an der Wiener Filmakademie. Arbeitete beim Roten Kreuz und feierte erste Erfolge mit dem preisgekrönten Kurzfilm ELEFANTENHAUT (2009, Co-Regie mit Ulrike Putzer).
Die erste Zusammenarbeit zwischen Veronika Franz und Severin Fiala war die international preisgekrönte Doku KERN (Uraufführung: Filmfestival Locarno 2012). Es folgte der erste gemeinsame
Spielfilm ICH SEH ICH SEH (GOODNIGHT MOMMY, 2014), der bei den Filmfestspielen von Venedig seine Uraufführung feierte, mehrfach preisgekrönt und als österreichischer Beitrag zum Auslandsoscar gesandt wurde. Ein US-Remake des Films wurde 2022 unter gleichem Namen von Amazon international veröffentlicht, mit Naomi Watts in der Hauptrolle. THE LODGE, der erste englischsprachige Spielfilm des Regieduos ist mit den US-Stars Riley Keough und Jaeden Martell prominent besetzt. Er feierte beim Sundance Film Festival 2019 seine Weltpremiere. 2024 folgt die Premiere ihres historischen Spielfilms DES TEUFELS BAD – eine Ulrich Seidl Filmproduktion, in Koproduktion mit Heimatfilm Köln und Coop99 Filmproduktion.
Die nationale Jury
Prämiert den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme und nominiert die Bücher für den Hauptpreis und den Spezialpreis der Jury.
Die internationale Jury
Vergibt aus den 5 nominierten Büchern den Thomas Pluch Hauptpreis und den Thomas Pluch Spezialpreis der Jury.
Adis Djapo
Produzent (BIH)
Adis Đapo studierte Literatur und Kunstgeschichte an der Universität von Sarajevo. Direkt nach dem Abitur begann er als Mitglied der in Sarajevo ansässigen SCCA/pro.ba in der Filmproduktion zu arbeiten. Er produzierte u.a. Aida Begićs CHILDREN OF SARAJEVO (Cannes 2012 – Un Certain Regard Jury Distinction), Danis Tanovićs AN EPISODE IN THE LIFE OF AN IRONPICKER (Berlinale 2013 – Jury Grand Prix) und DEATH IN SARAJEVO (Berlinale 2016 – Jury Grand Prix). Zuletzt produzierte er Nermin Hamzagics FULL MOON (nominiert für European Discovery 2020), Igor Drljacas THE WHITE FORTRESS (Berlinale 2021) und Una Gunjaks EXCURSION (Locarno 2023). Adis Đapo ist Mitglied der European Film Academy, der ACE Producers sowie des EAVE Producers Network und ist ein Berlinale Talent Campus Alumni.
Frauke Finsterwalder
Drehbuchautorin, Regisseurin (DE/CH)
Frauke Finsterwalder ist Drehbuchautorin und Regisseurin. Während ihres Studiums der Literaturwissenschaften und Geschichte in Berlin arbeitete sie unter anderem an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg- Platz als Regieassistentin. Sie war Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung und studierte Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF). Nach dem Filmstudium zog sie nach Argentinien, Kenia, Italien, Kalifornien, Indien und Schottland. Ihr Debutfilm „Finsterworld“ wurde international ausgezeichnet. Ihr zweiter Spielfilm „Sisi & Ich“ kam 2023 in die Kinos. Zurzeit lebt sie in Zürich.
Hansjörg Weissbrich
Filmeditor, DE
Hansjörg Weissbrich ist einer der renommiertesten deutschen Filmeditoren. Für seine Arbeiten an mehr als 60 deutschen und internationalen Filmproduktionen wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. zweimal mit dem Deutschen Filmpreis. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit Hans-Christian Schmid (u. a. NACH FÜNF IM URWALD, 23, CRAZY, LICHTER, REQUIEM und STURM) und Maria Schrader (VOR DER MORGENRÖTE, UNORTHODOX, ICH BIN DEIN MENSCH, SHE SAID). Darüber hinaus arbeitete er mit Florian Gallenberger, Leander Haußmann, Andres Veiel, Bille August, Petra Volpe, Emily Atef, Oskar Roehler, Margarethe von Trottas und vielen anderen. Aktuell im Kino läuft DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS.
Die Statuten des Thomas Pluch Drehbuchpreises
Statuten Pluchpreis