Der zweistufige Wettbewerb
Der zweistufige Drehbuchwettbewerb IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT fand 2016 erstmalig statt. Ziel des Wettbewerbes ist es, die vermehrte Entstehung differenzierter, komplexer Frauenfiguren jenseits der Klischees für das österreichische Kino zu fördern. Insgesamt werden in zwei Wettbewerbsstufen Preisgelder in einer Gesamthöhe von 40.000.- Euro vergeben, die Preisgelder kommen den Autor_innen zugute. Dazu kommt die dramaturgische Begleitung in einer Gesamthöhe von 15.000.- Euro: Im Rahmen des Wettbewerbs werden die ausgezeichneten Autor_innen bei ihrer weiteren Arbeit durch eine dramaturgische Begleitung unterstützt.
- Stufe 1: Vom Exposé zum Treatment
Einzureichen sind in der ersten Wettbewerbsstufe Exposés für abendfüllende Kino-Spielfilme mit mindestens einer zentralen Frauenfigur. Prämiert werden in der ersten Wettbewerbsstufe fünf innovative Exposés heimischer Drehbuchautor_innen, die sich durch Frauenfiguren jenseits der Klischees auszeichnen. Zusätzlich zum Preisgeld von 5.000 Euro erhalten die ausgewählten Autor_innen dramaturgische Begleitung.
- Stufe 2: Vom Treatment zum Drehbuch
In der zweiten Wettbewerbsstufe wählt die Jury aus den fünf, mithilfe der Preisgelder und der dramaturgischen Begleitung in der 1. Stufe entstandenen, Treatments einen Stoff aus, der eine weitere Förderung von 15.000 Euro und für die Erarbeitung eines Drehbuchs zusätzliche dramaturgische Begleitung erhält.
Pitching der eingereichten Stoffe
Nach der ersten Preisverleihung veranstaltet das Drehbuchforum Wien und Film Fatale – Interessensgemeinschaft österreichischer Produzentinnen & Producerinnen in Kooperation dem Österreichischen Filminstitut/gender*in*equality ein ganztägiges Pitching. Für durch die Jury ausgewählte Teilnehmer_innen des Wettbewerbs wird so die Möglichkeit geschaffen, die für den Wettbewerb entwickelten Stoffe wichtigen Produzentinnen und Producerinnen aus der Filmbranche vorzustellen und sich im persönlichen Gespräch wertvolles Feedback zu holen.
Die Hintergründe des Wettbewerbs
Die umfassende Untersuchung des Geena Davis Institute on Gender in Media zu Frauenrollen in den populärsten Spielfilmen in 11 Ländern**) zeigt es deutlich: In den 5.799 untersuchten Filmen sind nur 30,9 % sprechende Frauencharaktere und 69,1% männliche Charaktere, Frauen werden klischeehaft und sexualisierter dargestellt, sind jünger als ihre männlichen Kollegen, werden mehr in traditionellen Lebensvorstellungen gezeigt und selten in Führungspositionen, und sind vom ökonomischen Status niedriger angesiedelt.
Laut einer Studie des Center for the Study of Women in Television, Film and Media, Diversity, & Social Change USC gibt es 2014 nur 12% weibliche Hauptrollen in den 100 umsatzstärksten Filmen. Das bedeutet einen Rückgang um 3 Prozentpunkte seit 2013 und einen Rückgang um 4 Prozentpunkte seit 2002. Die Bilder und Geschichten in den Filmen, die wir sehen, prägen seit unserer Kindheit unsere Wertvorstellungen, die Figuren sind Role-Models für unser Leben. Wer diese Geschichten erzählt, wer die Bilder kreiert und wessen Werte über diese Bilder transportiert werden, ist von großer Bedeutung für die Gesellschaft. Menschen erleben die Welt nicht gleich, sondern nehmen sich selbst in ihren Geschlechterrollen differenziert und unterschiedlich wahr. Diese Vielfalt sollte sich im Film widerspiegeln.
Viele Filmschaffende fordern seit langem Frauenrollen jenseits der Klischees: in der Figurenzeichnung, in ihrer Rolle in der Handlung. Sie fordern etwa auch verstärkt Rollen für Frauen ab 40 jenseits des Leinwandaufputzes für männliche Heldengeschichten.
Meryl Streep schuf ein eigenes Writer’s Lab für Drehbuchautorinnen ab 40 Jahren, Geena Davis leistet seit Jahren mit den vielfältigen Aktivitäten ihres Institute on Gender in Media wichtige Beiträge.
Andere Frauenrollen (und damit auch andere Männerrollen), also Leinwand-Heldinnen, die selbständig Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, nicht immer mit Krankheit und Tod bestraft werden, die nicht von Männern gerettet werden müssen, Frauen, die in nicht-traditionell weiblichen Berufen gezeigt werden, die diverse Herkünfte und andere Auffassungen von Geschlechterrollen sowie Beziehungsformen haben – all diese können auch indirekt zu einer Änderung in der Gesellschaft beitragen. If she can see it, she can be it, das Motto des Geena Davis Institute on Gender in Media, haben wir aus diesem Grund als Titel des Drehbuchwettbewerbs gewählt.
Konzept
drehbuchFORUM Wien (Wilbirg Brainin-Donnenberg) in Kooperation mit dem Österreichischen Filminstitut gender*in*equality (Iris Zappe-Heller) und FC GLORIA Frauen Vernetzung Film. Organisation: drehbuchFORUM Wien.